Mai

Gemeinsam kämpfen heißt füreinander da sein.

Hier findest du die Audiobeschreibung zum Bild:

Was Füreinander Da Sein bedeuten kann

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Was Gemeinsam Kämpfen und Füreinander Da Sein bedeuten kann –  inklusiv und queerfeministisch
 
Als queere Menschen, als behinderte Personen oder als Menschen, die beides gut kennen, wissen wir: Wir fallen oft aus Alltag und Kämpfen raus, ohne das zu wollen. 
 
Wir wollen kämpfen – miteinander, mit Verbündeten. Für eine gerechtere Gesellschaft, gegen Diskriminierung. Aber die Hürden der Gesellschaft oder unsere Körper hindern uns oft daran, dass wir das in den bestimmten Formen tun, die gesellschaftlich am meisten anerkannt sind (zB Demos, Podiumsbeiträge,…).
 
Wir wollen verändern und wir wollen uns gegenseitig dabei unterstüzen. Oder deutlicher: Wir müssen “Füreinander Da Sein”, wenn wir Verändern wollen.
 
Wir stellen uns Netzwerke vor,
 
In denen wir uns vielfältiger organisieren, als nur durch Staat oder (biologische) Kleinfamilie. Unterstützung gibt es dann nicht nur für ein paar Menschen. Und für alle Anderen, die durchs Raster der Kranken- und Pflegekassen fallen oder wo Familien oder Partner*innen überlastet sind, fehlt jede Unterstützung.
Sondern Unterstützung für alle, die sie brauchen. 
In Freund*innenkreisen, in Kollektiven, in Nachbar*innenschaften, Unterwegs.


Netzwerke, in denen wir als Crips nicht nur für unseren Unterstützungs – Bedarf gesehen werden. Und in denen “Füreinander Da Sein” auch gegenseitig unter Crips stattfinden kann.

(In diesem Essay von A.H. Reaume könnt ihr über so eine Crip Beziehung lesen. Der Essay ist auch im Sammelband “Disability Visibility” von Alice Wong enthalten. Mehr dazu in den Leseempfehlungen.)
 
Und wir genauso wissen: Alle Menschen brauchen in einigen Bereichen Support. Wir alle können in anderen Bereichen viel oder wenig geben. Im Allgemeinen wollen wir über unsere sozialen Beziehungen lieber denken: Alle Beziehungen bestehen aus gegenseitiger Unterstützung und Abhängigkeit – Nicht vor allem aus Individualismus und Unabhängigkeit.
 
Wir stellen uns Netzwerke vor, in denen klar ist, dass Geben und Nehmen nicht genau gleich aussehen müssen. Ein Füreinander Da Sein, das von kapitalistischer Logik getrennt ist. Wo aus dem Unterstützungs – Bedürfnissen der Einen, Nicht Profit für die Anderen gemacht wird.
 
Veränderung könnte auch heißen: Unterstützung durch unsere nicht-behinderten Freund*innen, durch Allies und andere Bezugspersonen immer als politisch ansehen.

Und wir wollen Raum schaffen, in unseren politischen Strukturen, für Intimität und Nähe. Egal, ob  in größeren Gruppen oder zu zweit: Über Unterstützungs – Bedürfnisse kann Nähe entstehen.

Man kann dieses gegenseitige Verstehen der Bedürfnisse auch “Access Intimacy” nennen. Damit gehts hier weiter.
 

🫧 Füreinander Da Sein: Auch über Access Intimacy 🫧

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Wir kennen körperliche, emotionale, politische oder sexuelle Intimität.
Wie unsere Zugangs-Bedürfnisse eine weitere Form von Intimität schaffen können, darüber hat auch Mia Mingus geschrieben.

Sie hat dieses Konzept “access intimacy” genannt.

Mia Mingus ist eine amerikanische Autorin und Aktivistin für transformative Gerechtigkeitsprozesse und Gerechtigkeit für behinderte Menschen. Sie ist queer, selbst behindert und women of color. Mit Intimität durch Zugangsmöglichkeiten, meint sie, wenn wir uns in Beziehungen entspannen und Nähe schaffen können, dadurch dass andere Menschen unsere behinderungs-bedingten Bedürfnisse verstehen. Manchmal passiert das intuitiv, manchmal müssen wir sie uns gezielt gegenseitig bewusst machen, um dazu zu lernen. Diese Intimität über Zugangsmöglichkeiten ist nicht unbedingt davon abhängig, ob wir alle Erfahrungen auch selbst gemacht haben.

Und weils so gut zu unserem Mai Motiv passt:

Das Bild ist im Artikel “Access intimacy in therapy shelters — queer disabled hope” im Revival Disability Magazine im Mai 2024 erschienen. Verfasst von Anna Maria, einer queeren und neurodivergenten Psychologin aus Bangalore. Sie schreibt über die Wichtigkeit von “Access Intimacy” und wie sie auch in therapeutischen Beziehungen Raum finden kann. 

🫧 Ideen für den Alltag 🫧

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Und wie genauso soll das jetzt aussehen? Okay, hier kommen ein paar Ideen: 
    
“How to support a revolution, ohne zur Demo gehen (zu können)”
   
🫧 Check-In Anrufe
🫧
Online/digitale/hybride Alternativen zeitgleich (oder Mitschnitte) für  Plena / Veranstaltungen usw.
🫧
kurzfristiges und kreatives Umplanen, statt Rausfallen z.B. wegen Schmerzen oder fehlender Kapazitäten
🫧
Verabredungen zum Co-existieren
🫧
Begleitung zu Ärzten und Ämtern, Unterstützung bei Anträgen
🫧
Angebote zum Einkäufe, Repro-Arbeit, Recherchen, … übernehmen
 
Schick uns gern deine Wünsche ans gegenseitige Füreinander Da Sein bei Insta unter dem Mai – Post.
 
Am wichtigsten bleibt immer:
 
🫧 Versuch empathisch zu sein und hör dem Menschen zu, was er*sie*they braucht.
🫧
Gib am besten keine ungefragten Ratschläge.
🫧
Informier dich bestmöglich selbst, aber behalte im Hinterkopf, dass nicht alle Menschen mit einer bestimmten psychischen oder körperlichen Bedingung die gleichen Bedürfnisse oder dasselbe Erleben haben.
🫧
Versuche nicht toxisch-positiv auf Verbesserung in Zukunft zu schauen, sondern bestätige das Erleben deiner Bezugsperson in diesem Moment.

 

🫧 Lese-Empfehlungen 🫧

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DISABILITY VISIBILITY und DISABILITY INTIMACY von Alice Wong

The two groundbreaking anthologys Disability Visibility und Disability Intimacy: revolutionary collections of first-person writing on the joys and challenges of the modern disability experience, about visibility and intimacy in all its myriad forms.

Disability Visibility is about the complexity of disabled experiences, highlighting the passions, talents, and everyday lives of our community. It looks to the future and the past with hope and love.

Disability Intimacy asks: what is intimacy? More than sex, more than romantic love, the pieces in this stunning and illuminating new anthology offer broader and more inclusive definitions of what it can mean to be intimate with another person. Explorations of caregiving, community, access, and friendship offer us alternative ways of thinking about the connections we form with others, treating intimacy as a vast and multifaceted concept that can be applied to individuals just as easily as collectives.

Zwei revolutionäre Sammlungen von autobiografischen Texten über die Freuden und Herausforderungen behinderter Menschen unter aktuellen gesellschaftlichen Umständen. Eins über Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit von Behinderungen, über Leidenschaft, Fähigkeiten, Alltag und Träume. Das zweite über Intimität, Pflege, Gemeinschaft, Zugangsmöglichkeiten und Freundschaft in verschiedensten Formen.

CARE WORK: DREAMING DISABILITY JUSTICE von Leah Lakshmi Piepzna-Samarasinha

Care Work is a mapping of access as radical love, a celebration of the work that sick and disabled queer/people of color are doing to find each other and to build power and community, and a toolkit for everyone who wants to build radically resilient communities of liberation where no one is left behind. Powerful and passionate, Care Work is a crucial and necessary call to arms.

Das Buch Care Work beschreibt das Schaffen von Zugangsmöglichkeiten als radikale Liebe. Als eine wertschätzende Arbeit, die kranke und behinderte Queers/People of Color machen, um sich gegenseitig zu finden und Stärke und Gemeinschaft aufzubauen. Und ist ein Werkzeugkasten für alle, die radikal widerstandsfähige und freiere Gemeinschaften aufbauen wollen, in denen niemand zurückgelassen wird.

MUSKELN AUS PLASTIK von Selma Kay Matter

Kay ist schwer verknallt – und schwer erkrankt. Auf den Crush folgt jedes Mal ein Crash, auf starkes Herzklopfen Migräne, auf Knutschen Gliederschmerzen. Während Kay versucht, den Folgen von Long Covid zu entkommen, bringen nur die Sehnsucht nach Aron und der Wunsch nach einem starken, androgynen Körper Linderung. „Muskeln aus Plastik“ beschäftigt sich mit chronischer Erkrankung und Transness – und der Art und Weise, wie unsere Gesellschaft über „gesunde“ Körper nachdenkt und spricht. Gibt es überhaupt eine Sprache für Schmerz? Jenseits aller formalen und intellektuellen Traditionen untersucht Selma Kay Matter die dünne Linie zwischen Lust und Schmerz und erdenkt dabei neue Formen von Care, Intimität und queerem Widerstand – ein beeindruckendes, intuitives und bewegendes Debüt.