
Hier findest du die Audiobeschreibung zum Bild:
Wir sind wie Pilze oder Wie wir nie ganz alleine sind
Draußen wirds grau, die Sonnenstunden immer weniger. Aber der November bringt uns auch mehr Ruhe, Langsamkeit und Gemütlichkeit? Abends Kerzen und eingekuschelt Filme schauen oder doch mal wieder Stricken statt Rausgehen?
Klingt verlockend. Doch die einziehende Winterlichkeit und Rückzug nach drinnen, machen viele von uns manchmal noch eine Spur einsamer.
Wenn unsere Körper die Kälte draußen nicht so lange aushalten, wie die „gesunden“ Körper. Wir auf glatten Straßen mit unseren Hilfsmitteln unsicherer werden.
Uns die Kraft ausgeht, zu Veranstaltungen zu gehen, um uns zumindest dort verbundener zu fühlen. Oder die Winterdepression alljährlich wieder aus den kalten Ecken kriecht und uns langsam immer verzweifelter macht.
Während sich alle um uns herum ins Warme und Gemütliche zurückziehen, ist unser eigenes Zuhause überhaupt nicht familiär und gemütlich. Weil wir nie die Möglichkeit hatten, uns in unserer Wohngruppe die Mitbewohner*innen oder Assistenzen selbst auszusuchen.
Wir sind noch öfter krank als sonst, weil jetzt auch die Menschen mit den „starken“ Immunsystemen um uns herum öfter schniefend und hustend in der Bahn sitzen. Oder sich mit uns in die Supermarktschlange einreihen, wo wir selbst masken-tragend nicht aller Ansteckung aus dem Weg gehen können.
Und wir wissen langsam nicht mehr, wie wir noch eine weitere Woche krank und allein Zuhause mental meistern sollen.
Wenn wir weniger Friends und Family nach Support fragen können, weil die gerade auch selbst strugglen und sich von der Nachbarschaftshilfe leider auch niemand meldet.
Oder unsere sozialen Netzwerke ohnehin schon kleiner oder instabiler sind, weil wir Zuhause nie gelernt haben, gesunde Beziehungen aufzubauen und zu halten.
Oder weil die Menschen, mit denen wir gern verbundener wären, lieber doch dort nach Verbindung suchen, wo mehr Raum für Leichtigkeit, Spaß und Aktion ist.
Wir frieren in vielen Bereichen unseres Lebens und fühlen uns schwerer als sonst. Denn der November bringt uns manchmal auch an unsere Grenzen mit dem Alleinesein und der Einsamkeit.
Und, Stimmt. Viele dieser Schwierigkeiten hören auch nach dem Winter nicht auf und wir können uns zu jeder Zeit im Jahr einsam oder alleine fühlen. Aber das Novembergrau ist ein guter Anlass, nochmal genauer hinzuschauen.
Das Motiv zum November ist inspiriert durch eine Metapher zu Pilz-Myzelen, die wir von einer bekannten disablity justice Aktivistin aufgegriffen haben. Wenn ihr uns die letzten Monate aufmerksam begleitet habt, dann kennt ihr sie schon aus dem Monat Mai. Ihre Sammelbände waren Leseempfehlungen und ihr Buch „disability intimacy“ hat sich auch dort auf das Kalenderbild geschlichen: Gemeint ist Alice Wong.
In ihrer Einleitung zum Sammelband “Disability Intimacy” schreibt Alice Wong:
“I like to think of disabled people like mushrooms. Mushrooms all link to other mushrooms underground. We are all linked, all loving and caring for each other. We are not alone.” (2020, Alice Wong)
(dt: Ich stelle mir behinderte Menschen wie Pilze vor. Pilze sind alle im Untergrund miteinander verbunden. Wir sind alle miteinander verbunden, lieben uns und kümmern uns umeinander. Wir sind nicht allein.)
Wir sind verbunden, auch wenn wir nicht am gleichen Ort sein können. Wir teilen Netzwerke, tauschen Ressourcen und Fähigkeiten und Wissen aus, in alle Richtungen. Wir sind verbunden, durch ähnliche Erfahrungen, Gefühle oder Gedanken. Wie Pilze sind wir ein kleiner Teil eines großen Organismus, in dem niemand allein ist oder allein funktioniert.
Auch unser Projekt “connecting bubbles” wollte ein Stück dieses großen Myzels sein, an dem wir Menschen mit verschiedensten Erfahrungen zusammenbringen, um von einander zu lernen und uns zu verbinden.
Aus dem Fotoshooting zu diesem Monats-Motiv sind viele schöner Bilder entstanden. Zum Beispiel auch dieses Fotomotiv, das es nicht in den Kalender geschafft hat, was wir aber gern noch nachträglich mit euch teilen wollen.
Ein Myzel, das sonst unsichtbar unter der Erde liegt, wird sichtbar zwischen uns. Vielleicht kann es euch Kraft geben und in einsamen Momenten daran erinnern, dass niemand ganz alleine ist.

Wir sind viele, wir sind überall.
Einige der Pilzhüte vom Kalendermotiv haben Menschen aus der Gruppe nach dem Foto Shooting nochmal mit auf ihre Wegen durch den Alltag mitgenommen. Herausgekommen ist dabei diese kleine Fotoreihe mit dem Titel “Wir sind viele, wir sind überall”.










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Hier findet ihr die Bildbeschreibungen zur Fotoreihe.
№ 1
Das Bild ist im Hochformat. Von rechts oben nach links unten läuft eine Rolltreppe abwärts durchs Bild. Auf dieser stehen 10 Personen. Alle schauen nach unten, die meisten auf ihr Handy oder Gepäck. In der Mitte befindet sich eine Person in dunkler Kleidung mit einem rot-weiß gepunkteten Pilzhut auf dem Kopf. Die Person neigt den Kopf leicht nach vorn, sodass das Gesicht verdeckt ist. Links der Rolltreppe im Hintergrund befindet sich eine in Grautönen horizontal gestreifte Betonwand. In der linken Ecke oben sieht man angeschnitten eine weitere Rolltreppe. Rechts neben der Rolltreppe schließt sich eine Treppe an, auf der zwei Personen abwärts laufen.
№ 2
Das Foto ist im Hochformat. Es zeigt eine Bahnhofsvorhalle mit einer breiten, langen Treppe, unterteilt in zwei Absätze. Am oberen Ende befindet sich eine Wand mit vier ganz oder teilweise geöffneten Türen. Darüber sieht man über die gesamte Treppenbreite einen großen, gemauerten Bogen, vertikal in 7 Abschnitte unterteilt, welche mit Fensterglas gefüllt sind. Mittig direkt über den Türen hängt eine sehr große, 8eckige weiße Uhr mit schwarzen Zeigern. Mittig im Bild läuft eine Person in dunkler Kleidung mit ausgestreckten Armen die Treppe herab. Die Person trägt einen rot-weiß gepunkteten Pilzhut auf dem Kopf. Sie neigt den Kopf leicht nach vorne, sodass das Gesicht vom Hut verdeckt wird. Dahinter, davor und daneben befinden sich weitere 10 Personen auf derselben Treppe.
№ 3
Ein quadratisches Bild. Am rechten Rand des Bildes stehen eine Erwachsene Person und kleines Kind nebeneinander mit dem Rücken zur Kamera. Sie tragen beide einen roten, weiß-gepunkteten Pilzhut auf dem Kopf. Sie werfen lange Schatten in die linke untere Ecke des Bildes auf den sandigen Boden. Sie blicken auf einen Spielplatz vor sich. Dort befinden sich eine Rutschbahn und verschiedene andere Spielgeräte, auf denen 3 Erwachsene und 4 Kinder spielen. Im Hintergrund stehen mehrere kahle Bäume vor blauem Himmel.
№ 4
Das Foto ist im Hochformat. Mittig im unteren Bildteil sitzt eine erwachsene Person auf einem großen Steinblock. Die Person ist im Seitenprofil zu sehen und trägt einen roten, weiß-gepunkteten Pilzhut auf dem Kopf. Auf dem Schoß der Person sitzt ein kleines Kind. Es trägt einen grünen Ganzkörperanzug mit roten spitzen Ohren auf der Kapuze. Kind und erwachsene Person schauen sich an. Der Steinblock befindet sich auf einer Wiese. Im Hintergrund sind kahle Bäume und einige Gebäude vor blauem Himmel.
№ 5
Das Foto ist im Quadratformat. Mittig im Bild befinden sich drei große, rundliche Steinblöcke auf einer Wiese. Der mittlere Stein ist etwas weiter entfernt von der Kamera. Auf dem linken Stein sitzt eine erwachsene Person mit dem Rücken zur Kamera und trägt einen roten, weiß-gepunkteten Pilzhut auf dem Kopf. Auf dem rechten Stein sitzt ebenfalls mit dem Rücken zur Kamera ein kleines Kind in einem grünen Ganzkörperanzug mit roten, spitzen Ohren an der Kapuze. Im Hintergrund befinden sich kahle, hohe Bäume. Davor eine Parkbank und ein Mülleimer. Dahinter ein langes, großes Gebäude mit verspiegelten Fenstern, das eine Turnhalle sein könnte und einzelne Mehrfamilienhäuser. Der Himmel ist sonnig, wolkenleer und blau.
№ 6
Ein Foto im Hochformat. Im Vordergrund sitzt eine erwachsene Person mit dem Rücken zur Kamera auf einer Parkbank. Die Kamera ist kurz hinter der linken Schulter der Person, sodass die Bank am linken unteren Bildrand angeschnitten ist. Die Person trägt einen roten, weiß-gepunkteten Pilzhut auf dem Kopf und schaut auf einen Spielplatz vor sich. Vom Spielplatz ist nur ein Ausschnitt mit einer Rutsche an einem Holzgerüst zu sehen. Eine Person in schwarzer Kleidung läuft durchs Bild und ist verschwommen zu sehen. Im Hintergrund sind kahle Bäume vor sonnigem, blauem Himmel.
№ 7
Das Foto ist im Hochformat. Eine erwachsene Person sitzt zusammengekauert mit dem Rücken zur Kamera auf einem Korbstuhl. Von schräg oben hinter den Schultern der Person fängt die Kameraperspektive ein Teil des Korbstuhls, den Rücken der Person und davor stehenden Schreibtisch ein. Die Person trägt einen roten, weiß-gepunkteten Pilzhut auf dem Kopf und hat eine schwarze Fliesjacke an. Sie hält in der rechten Hand einen Kuli und schreibt damit. Auf dem Schreibtisch stehen Schreibutensilien, verschiedene Kästchen und Mäppchen und eine Kerze auf einem Teller. An den Schreibtisch schließt sich eine holzvertäfelte Wand mit einem Fenster an, durch das Sonnenlicht in den Raum fällt.
№ 8
Das Foto ist im Hochformat und von schräg oben fotografiert. Eine Person liegt auf einem grauen Sofa und blickt in Richtung der Kamera. Die Person trägt einen roten, weiß-gepunkteten Pilzhut, einen grau-gemusterten Pulli und eine schwarze Hose. Durch den Kamerawinkel und die Neigung des Kopfes, ist das Gesicht der Person vom Pilzhut verdeckt. Die Arme der Person sind auf dem Bauch verschränkt und halten eine graue Wärmflasche. Warmes, weißes Licht fällt von oben auf den Hut und Oberkörper der Person.
№ 9
Das Foto ist im Hochformat. Eine erwachsene Person sitzt mit dem Rücken zur Kamera und trägt ein schwarzes Oberteil. Die Kamera-Perspektive blickt in einer Nahaufnahme über die rechte Schulter der Person. Die Person trägt einen roten, weiß-gepunkteten Pilzhut auf dem Kopf, welcher am linken Bildrand angeschnitten ist. Die Person hat den Kopf etwas nach rechts gedreht, sodass unterhalb des Pilzhutes Nacken und ein Stück des Gesichts erkennbar sind. Im Hintergrund oberhalb der rechten Schulter befindet sich ein schwarzer Ofen, in dem ein Feuer brennt.
№ 10
Das Foto ist im Hochformat. Der Kamera zugewendet ist in Nahaufnahme eine Person abgebildet, die einen roten, weiß-gepunkteten Pilzhut trägt. Der Kopf ist leicht nach vorn geneigt und das Gesicht von einer dunkelgrün schimmernden Tasse verdeckt, welche die Person in beiden Händen hält. Im Hintergrund befindet sich eine mit hellen Holzlatten verkleidete Wand mit einem Fenster. Der Hut der Person verdeckt das verdunkelte Fenster fast vollständig. In der linken oberen Bildecke hängt ein “kollektiv abreiszen”-Kalender an der Wand. Darunter ein kleiner Bilderrahmen mit einem Druck und ein kleines Holzkästchen.

